entscheid ist nachvollziehbar

Trübe Aussichten für die Timpel-Freunde: Ende Oktober fährt die Luftseilbahn Brunnen-Urmiberg zum letzten Mal, danach wird der Betrieb eingestellt. Bild Christian Ballat

«Schade», sagt Gemeindepräsident Albert Auf der Maur, «aber nachvollziehbar.» Als Koordinator einer privaten Investorengruppe hatte er gezielt, aber letztlich erfolglos auf ein Weiterbestehen der Timpelbahn hingearbeitet.

VON CHRISTIAN BALLAT

Brunnen. – Das Bergrestaurant auf dem Timpel wird ab 1. November, sofern es dieses dann noch gibt, nur noch zu Fuss zu erreichen sein. Die Luftseilbahn Brunnen–Urmiberg unternimmt am 31. Oktober die letzte Fahrt, wie Rolf und Marianne Stoll gestern gegenüber dem «Boten» definitiv bestätigten.

Treffen im Gemeindehaus

Nachdem im letzten Jahr klar wurde, dass ein Grossprojekt keine Chance auf eine Umsetzung hat, trafen sich im Herbst einige Personen, um ein Projekt auszuarbeiten, das finanzierbar wäre. Dieses wurde Mitte März den involvierten Personen zugestellt. Nachdem die Medien darüber berichtet hatten, dass Rolf und Marianne Stoll einen Käufer für ihr Unternehmen suchten, traf sich die Gruppe am 16. Juni mit den Eigentümern im Gemeindehaus. «Es kann nicht Kernaufgabe der Gemeinde sein, eine Bahn zu unterhalten», bekräftigte Albert Auf der Maur auch gestern wieder. Darum sei das ein «privates» Treffen gewesen, auch wenn es im Gemeindehaus stattgefunden habe. Die Einladung dazu aber wurde auf Papier mit dem Briefkopf der Gemeinde versandt …

Opfersymmetrie

«Bei dieser Sitzung wurden die Fakten offen auf den Tisch gelegt», hält Albert Auf der Maur fest. Dabei wurde klar, dass für einen Neubau des Bergrestaurants und einen Weiterbetrieb Investitionen von rund 1,2 Millionen Franken nötig sind. «Daneben hätte auch eine Opfersymmetrie einsetzen müssen.» Im Klartext heisse dies, dass bisherige Darlehen der Gemeinde und von Privatpersonen hätten abgeschrieben werden müssen. Ebenso hätten Stolls auf den Anteil verzichten müssen, den ihnen die AG schuldet.

Unternehmerischer Entscheid

Vorgestern fand eine weitere Sitzung statt, nachdem zusätzliche Abklärungen vorgenommen worden waren. «Wir können sagen, dass wir gemäss Zusicherungen für die 1,2 Millionen Franken Investoren finden würden», sagte der Gemeindepräsident gestern. Um alles umsetzen zu können, bräuchte die Gruppe aber noch ein Jahr Zeit, Rolf und Marianne Stoll müssten also noch ein Jahr weitermachen.

«Wir haben der Familie Stoll immer gesagt, dass sie bestimmt, wie ihre Zukunft aussieht», hält Albert Auf der Maur fest. «Wenn sie nicht auf unseren Lösungsvorschlag eintreten will, so können wir dies durchaus verstehen.» Es sei zwar schade, wenn Brunnen seine Timpelbahn und die Region eine weitere touristische Attraktion verliere, aber nachvollziehbar. «Niemand macht den beiden einen Vorwurf, wenn sie eine andere Lösung für ihr Unternehmen finden.»

Würden die Eigentümer der Luftseilbahn Brunnen-Urmiberg AG, Rolf und Marianne Stoll, ihren Betrieb in ein neues Projekt einbringen, so müssten ihnen die neuen Aktionäre mindestens 350 000 Franken auszahlen und die Hypothek übernehmen. «Sonst würden wir den Betrieb verschenken und mit Schulden dastehen», sagt Rolf Stoll. Mit der Investorengruppe wurde darüber nie gesprochen. Diese würde bei einem neuen Projekt das Aktienkapital erhöhen, Stolls wären so zu Minderheitsaktionären geworden und hätten die Mitsprache wohl verloren.

Die beiden hatten es mit Arbeit und Sparwillen erreicht, ein Haus zu kaufen. Dieses veräusserten sie zugunsten des Kaufs der Luftseilbahn Brunnen-Urmiberg AG. Dabei übernahmen sie von der Gemeinde ein bestehendes Darlehen über 100 000 Franken, weitere private Darlehen belaufen sich nach Rückzahlungen aktuell auf 200 000 Franken. Dazu kommen ausstehende Löhne, die von der AG jeweils mit rund einjähriger Verspätung ausgezahlt werden. «Wir wollen unsere Darlehen zurückzahlen und können darum den Vorschlag der Investorengruppe so nicht annehmen.»

Zurzeit laufen weit fortgeschrittene Verkaufsverhandlungen. «Es gab Interessenten für den gesamten Betrieb. Sie scheiterten daran, dass sie für den Kauf auf die Hilfe einer Bank angewiesen wären.» So werden wohl Haus und Restaurant separat veräussert und der Bahnbetrieb eingestellt. (cjb)

«AG müsste uns 350 000 Franken auszahlen»

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